Ein leidenschaftliches Leben zwischen moderner Kunst, Porsche und Bambi

Ein leidenschaftliches Leben zwischen moderner Kunst, Porsche 356 und Bambi – die Sammlung Domnick, ein künstlerisches Kleinod gleich hinter Wolfschlugen. Beim (wie immer gelungenen) esg-Mensa-Ausflug lerne ich die Sammlung Domnick kennen. Das Ärzte-Ehepaar Greta und Ottomar Domnick aus Norddeutschland (geboren 1907/1909) studiert Medizin und entdeckt seine Leidenschaft für avantgardistische Kunst, die im Nazi-Regime als entartete Kunst verboten wird.

In der Nachkriegszeit landet das Ehepaar in Stuttgart und freundet sich mit Willi Baumeister an, der sie mit modernen Künstlern in Kontakt bringt. Sie dürfen in Paris (obwohl die Grenzen zwischen den Ländern noch geschlossen sind) den deutschen Raum einer avangardistischen Ausstellung betreuen. Sie sehen Kunst als Element zur Friedensstiftung. Als in den 1960er Jahren ihr Lebensraum in Stuttgart zu eng wird, kann das Paar seinen Wunsch, ein Heim als Museum zu gestalten, auf Nürtinger Gelände realisieren.

Künstlerische Soirées, Konzerte, Lesungen finden in den musealen Wohnräumen statt. Das Gebäude (inzwischen unter Denkmalschutz) wirkt auf mich eher wie ein Betonklotz, gilt aber 1967 als avantgardistische Architektur. Die Villa wird als Meisterwerk des Architekten Paul Stohrer eingestuft. Gleichzeitig ist das kinderlose Paar ein großer Fan vom Porsche 356, sie ergattern das erste Modell. Nebenbei mischen sie auch noch bei der Erneuerung des deutschen Nachkriegsfilms mit und erhalten für „Jonas“ einen Bambi. Als es gelingt, das Nachbargelände zu erwerben, entsteht dort ein Skulpturenpark mit Metallskulpturen.

Greta und Ottomar gründen ihre Stiftung Domnick und übergeben diese dem Land Baden-Württemberg. Das Museum liegt völlig „versteckt“ wie ein geheimnisvolles Dornröschen auf der Oberensinger Höhe mit Blick auf die umliegenden Burgen. Ich war völlig überrascht, dass wir diese Sammlung mit vielen avantgardistischen Bildern aus der Nachkriegszeit in unserer Nähe haben. Ein Besuch lohnt, die Führung war spannend und kurzweilig. Die Öffnungszeiten sind ganz untypisch am Wochenende und an Feiertagen. Infos gibt es bei: stiftung@domnick.de oder unter der Telefonnummer: 07022/51414

Text/Bilder: Hedy Barth-Rößler

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