Tatort Telefon – Schockanruf bei Senioren

„Mir kann so etwas nicht passieren!“ Oh doch. Täglich entlädt sich kreative kriminelle Energie am Tatort Telefon mit Schockanrufen bei Seniorinnen und Senioren mit über hundert Versuchen. Bei 95 Prozent klappt es (glücklicherweise) nicht, aber 5 Prozent erreichen ihr Ziel. Und das ist in absoluten Zahlen nicht wenig: Im Polizeipräsidium Reutlingen erbeuteten die Kriminellen mit ihrem Telefonterror 2021 über 2 Millionen Euro, in 2022 sogar über 3 Millionen. In ganz Baden-Württemberg gelangten via Telefon über 13 Millionen Euro im Jahr 2022 in kriminelle Hände.

Um diese 5 Prozent weiter zu verringern erlebten die Anwesenden bei einem interaktiven Theaterstück in einer Kooperationsveranstaltung vom Krankenpflegeverein Bonlanden und Plattenhardt, Kelly-Inseln, Aktiv für Senioren Filderstadt und dem Stadtseniorenrat im evangelischen Gemeindezentrum Bonlanden viele interessante Hinweise. Da rufen falsche Polizisten oder Ärzte an. Der herzzerreißend weinende Enkel braucht nach einem Autounfall mit Todesfolge dringend eine Kaution, damit er nicht sofort im Gefängnis landet. Der Arzt, der die schwer verbrannte Tochter in der Notaufnahme hat, braucht dringend Geld für einen Hubschraubertransport in die Spezialklinik.

Das mag im Theaterstück absurd klingen, aber bei einem schockierenden Telefonanruf von einem falschen Polizisten oder Arzt gerät so mancher dann doch irgendwann ins Wanken. Beim Schock, Stress und absolutem Zeitdruck wird Cortisol ausgeschüttet, das die Vernunft immer mehr vernebelt und nur noch emotionale Reaktionen zulässt. Der Druck und Stress wird in der Telefonfalle ständig erhöht. Das führt in der Realität dazu, dass im Schnitt bis zu 35000 Euro den Besitzer wechseln. Berichte einiger Anwesenden nach der Veranstaltung über die fatale Wirkung dieses Schockerlebnisses, das immer noch nachwirkt, obwohl es in diesen Fällen nicht von kriminellem Erfolg gekrönt war, treffen bis ins Mark.

Also was tun: Möglichst schnell auflegen. Bei Enkel oder Tochter telefonisch nachfragen. Der Polizei Bescheid geben. Seine Familie und Freunde darüber informieren. Am besten stellt man sich neben das Telefon ein Warnhinweis der Polizei, der einem vielleicht rechtzeitig noch aus der Gesprächsfalle rettet, wenn die Emotionen überschwappen. Und immer daran denken: Nie fremden Menschen, egal aus welchem Grund, Geld übergeben.

Text und Bild: Hedy Barth-Rößler, Stv. Vor. Freie Wähler Filderstadt e.V.