Poltawa – Filderstadt: Gemeinsames Erinnern – 2 Jahre Krieg in der Ukraine

Gemeinsames Erinnern an der Filharmonie: Zwei Jahre Krieg in der Ukraine

Als ich dem Gesang der Jugendlichen einer ukrainischen Familie auf dem Parkplatz an der Filharmonie lausche, bin ich in Gedanken noch bei dem Dokufilm von gestern Abend im TV über „20 Tage in Mariupol“ nach dem russischen Überfall auf die Ukraine vor fast zwei Jahren. Die tiefen emotionalen Eindrücke aus dem Film gehen mir den ganzen Tag nach. Nun stehe ich bei dem gemeinsamen Gedenken mit den Menschen aus der Partnerstadt Poltawa und mit Menschen aus Filderstadt – vereint in Verzweiflung, Trauer und Hoffnung.

OB Traub verbalisiert in seiner Rede die gemeinsame Betroffenheit. Eine junge ukrainische Frau schildert ihre Erlebnisse aus den ersten Kriegstagen. Das Badezimmer ist der sicherste Zufluchtsort in der Wohnung. Sie meldet sich zum Freiwilligen Dienst. Männer haben zum ersten Mal in ihrem Leben ein Sturmgewehr in der Hand. Irgendwann flieht sie in überfüllten Zügen nach Filderstadt, wo sie vor 11 Jahren als Schülerin war. Ein Mädchen aus der 9. Klasse schildert ihr Heimweh. Sie bedankt sich bei ihrem deutschen Zufluchtsland für die Unterstützung, Zuversicht und Hoffnung, die sie hier gefunden hat. Sie hofft, dass sich (möglichst bald) ihr Traum erfüllt von der Rückkehr in ihre Heimat.

Viele umstehende Menschen wischen verstohlen Tränen aus dem Gesicht. Die Jugendlichen singen nun ein Kinderlied, in dem sie die Erwachsenen anflehen: Bitte stoppt den Krieg. Wo Krieg herrscht, spielen keine Kinder. – Auf der Heimfahrt mit einer Freundin werden wir von zwei ukrainischen Frauen begleitet und es stellt sich heraus, dass sie nur drei Häuser entfernt von mir weiter unten auf der anderen Straßenseite wohnen. Dem Beginn einer neuen Freundschaft steht nichts im Weg – außer (am Anfang noch) die Sprache. Aber da gibt es ja Wörterbücher.

Text/Bilder: Hedy Barth-Rößler, Stv. Vor. Stadtverband Freie Wähler Filderstadt e.V.