Archive: September 2019

30. September 2019

Filderstudie – Kommentar der Fraktion zur Veranstaltung der Schutzgemeinschaft Filder

Filderstudie ist eine gigantische Flächenverbrauchs-Maschinerie –
ein Kommentar der Freie Wähler Fraktion Filderstadt zur Veranstaltung der
Schutzgemeinschaft Filder

Die Filderböden gehören zu den fruchtbarsten Böden weltweit. Bereits im Zeitraum von 2000 bis 2015 hat die landwirtschaftliche Fläche um 6000 Hektar abgenommen, was etwa einer Fläche von 8400 Fußballfeldern entspricht. Nun könnten, laut der vorliegenden Studie, weitere 120 Hektar Fläche verschwinden müssen. Gerade wenn, wie der Chefplaner der Region Stuttgart behauptet, die Filderstudie nur ein Diskussionspapier ist, gerade dann ist fragen:
Weshalb sind Landwirtschaft und Schutzgemeinschaft nicht frühzeitig in die Erstellung des lange im Geheimen erarbeiteten Papiers einbezogen worden?
Weshalb werden Planungen in die Diskussion eingebracht, durch die weitere fruchtbarsten Ackerflächen unwiederbringlich zerstört werden?
Welche Werte und Bewertungen stehen hinter einer solchen Planung, welche Rolle spielen dabei ortsnahe Lebensmittelversorgung. Boden- und Klimaschutz?

Was wir auf den Fildern dringend brauchen, ist ein kritisches Nachdenken über Wachstum. Qualitatives Wachstum, nicht quantitatives Wachstum ist für uns Freie Wähler Filderstadt das Gebot der Stunde. Selbstbeschränkung gegen weiteren Flächenfraß ist angesagt, auch im Blick auf den Schutz der raren Naherholungsgebiete, der Flora und der Fauna. Verantwortungsvolles Handeln legt Diskussionsgrundlagen vor, die in einem gemeinsamen Prozess entstanden sind und dem Gebot der Nachhaltigkeit entsprechen.

Dass die Herausforderungen der Filderkommunen komplex sind, steht außer Frage. Doch gerade dann sind intelligente Lösungen gefragt, die nicht einfach nach dem Prinzip des „Weiter so!“ verfahren. Bodenschutz, die Schaffung sozialen Wohnraums, die Sicherung von Arbeitsplätzen und die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs schließen sich nicht aus und dürfen allein schon deshalb nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Alle Beteiligten sollten verhindern, dass erst dann Einsicht einkehrt, wenn sich – etwas abgewandelt – die Weissagung der Cree-Indianer erfüllt: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, die letzte Ackerflächen überbaut, die letzten Tiere vertrieben sind, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann“.

Stefan Hermann, Vorsitzender Fraktion Freie Wähler Gemeinderat Filderstadt

 


24. September 2019

Landwirtschaft, Beregnung, Klimapolitik: Presse-Erklärung der Fraktion Freien Wähler Filderstadt

 

 

 

 

 

Die Freie Wähler Fraktion unterstützt das Ergebnis der Stadtverwaltung mit den Vertretern der Landwirtschaft und der Beregnungsgemeinschaft Filder e.G. und stimmt dem Vorschlag der Beschlussvorlage 0316/2019 ausdrücklich zu.

1.)    Die Landwirtschaft in Filderstadt ist ein maßgeblicher Wirtschaftsfaktor der Stadt und ist außerdem seit unzähligen Jahren landschaftsprägend. Sie trägt zu einer ertragreichen Bewirtschaftung der fruchtbaren Ackerböden und zu einer regionalen Versorgung mit frischen Produkten bei.

2.)    Der fruchtbare Ackerboden auf den Fildern hat eine besonders ausgeprägte Fähigkeit der Wasserspeicherung. Dennoch hat der Klimawandel dazu geführt, dass zunehmend eine Bewässerung der Felder notwendig ist.

3.)    Die besondere Konstellation der Beregnungsgemeinschaft ist aus der Historie gewachsen und bedarf auch weiterhin einer verlässlichen vertraglichen Grundlage für alle Vertragspartner.

4.)    Die Freie Wähler Fraktion begrüßt das vereinbarte Maßnahmenpaket für nachhaltigere Formen der Bewässerung und einer entsprechenden Einsparung von Wasser bei der künstlichen Beregnung. Hierzu gehört unter anderem die von den Freien Wählern mehrfach eingebrachte Förderung der Verwendung von Zisternen – auch in Privathaushalten. Bei alternativen Bewässerungstechniken ist ebenso auf Nachhaltigkeit zu achten (z.B. die Ökobilanz bei einer möglichen Verwendung von Plastik etc.)

5.)    Die Freie Wähler Fraktion hat sich mehrfach für eine nachhaltige Klimastrategie für Filderstadt ausgesprochen und beispielsweise die Vereinbarung von überprüfbaren Klimazielen 2030 beantragt. Eine solche Klimastrategie muss ALLE Bereiche des privaten und öffentlichen Lebens umfassen und kann nicht einseitig auf einen bestimmten Bereich angewendet werden. Deshalb sprechen sich die Freien Wähler gegen ein einseitiges Junktim der Vorlage mit einem entsprechend ergänzten Passus aus, hält aber weiterhin an den entsprechenden übergreifenden Anträgen eines nachhaltigen Klimaschutzes fest.

6.)    Klimapolitik muss möglichst alle betreffende Aspekte umfassen: z.B. Bodenschutz gegen weitere Versiegelung von Flächen (Flächennutzungsplan) über die Förderung der Vermeidung klimaschädlicher Emissionen, den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, die Vermeidung von Plastik und vielen anderen Maßnahmen. Politische Äußerungen, die einerseits im Blick auf die Landwirtschaft auf Nachhaltigkeit drängen, andererseits bei der Versiegelung weiterer Flächen keine Probleme sehen, halten wir für einseitig und nicht tragfähig.

7.)    Sublime Unterstellungen der Unterstützung einer bestimmten Wähler/innenklientel – wie wiederholt seitens der SPD gegenüber den Freien Wählern geäußert – weisen wir entschieden zurück. Dass politische Gruppierungen aufgrund ihrer programmatischen Ausrichtung bestimmte Ziele verfolgen sowie die Tatsache, dass komplexe Entscheidungszusammenhänge differenzierte Antworten erfordern, ist weder Klientelpolitik und sollte auch nicht als solche bezeichnet werden, sondern ist Ausdruck eines legitimen demokratischen politischen Diskurses. Wir Freie Wähler haben durchaus Verständnis, wenn sich beispielsweise – wie auch die Freien Wähler – eine sozialdemokratische Partei in besonderer Weise für soziale Belange, beispielsweise die Mieterschaft, einsetzt, ohne hierbei Klientelpolitik oder berufsbezogene Prioritätensetzungen abzuleiten.

8.)    Die Freien Wähler werden sich auch weiterhin nachdrücklich für eine nachhaltige Kommunalpolitik einsetzen, die die verschiedenen Aspekte, beispielswiese Ökologie und Ökonomie sowie soziale Belange, berücksichtigt und differenziert abwägt. Nachhaltigkeit kann nur gelingen, wenn hierfür ein breiter Konsens in der Bevölkerung besteht. Dass nachhaltige Klimapolitik dabei auch Maßhalten und Verzicht bedeutet, darf aus unsrer Sicht nicht verschwiegen werden.

 


11. September 2019

Besuch der Filderstädter in der nordenglischen Partnerstadt Selby:

 Das Rätsel der drei Schwäne…

Per Flugzeug, Bahn und/oder Bus landeten die 25 Filderstädterinnen und Filderstädter am Dienstagnachmittag in der nordenglischen Partnerstadt Selby und wurden herzlich von ihren Gastfamilien aufgenommen.

Am Mittwoch besuchten alle gemeinsam den herrschaftlichen Landsitz Lotherton Hall der Familie Gascoigne, der inzwischen ein Museum ist, in dem auch wechselnde Kunstausstellungen gezeigt werden. Bürgermeister Andreas Koch begrüßte uns alle in der großzügigen Eingangshalle. Das weitläufige, mehrmals angebaute Landhaus wirkte trotz seiner Größe irgendwie auch heimelige: alt, ehrwürdig, und doch gemütlich. 1825 hat die Familie den Landsitz erworben. 1968 haben Sir Alvary und Lady Gascoigne ihren Besitz der Stadt Leeds vermacht.

Am Donnerstag verbrachten wir einen Tag in York, mit zwei Führungen und gemeinsamem oder vereinzeltem Schlendern. Die Kathedrale von York ist die zweitgrößte gotische Kirche in Nordeuropa. Ein Gang auf der Stadtmauer vermittelte einen beeindruckenden Überblick. Nachmittags verloren sich die meisten in Zeit und Raum: beim Gang durch die Shambles, die spätmittelalterlichen, engen Gassen, wandelten wir im Dunsthauch von Charles Dickens und Harry Potter.

Am Freitag fuhren wir gemeinsam mit dem Bus zwei Stunden nach Norden zum Freilichtmuseum Beamish. Zu sehen sind  eine Stadt um 1900, eine Home Farm um 1913, ein Kohlebergwerk mit Siedlung, ein alter Bahnhof und ein Gutshof um 1825. Eine Rundfahrt durch das gesamte Gelände mit alten Straßenbahnen oder Bussen, die an allen Sehenswürdigkeiten halten, dauert 20 Minuten. Jeder konnte auf seine Art den Lebensbedingungen der damaligen Bevölkerung nachspüren. Im Bus landeten wir dann wieder in der Echtzeit und auf dem Heimweg stärkten wir uns alle mit dem Klassiker Fish and Chips.

Zwischen all diesen  tollen Programmangeboten verbrachten die Filderstädter/innen ihre Zeit mit ihren Gastfamilien bei Grillfeten, Partys, in Pubs, bei Life-Konzerten, beim Shoppen, bei unzähligen Tassen Tee zum lunch, bei intensiven Gesprächen und Diskussionen sowie bei Spaziergängen. Nicht jeder Engländer wollte sich noch weiter zu dem leidigen Thema Brexit äußern.

Am freien Samstag schlenderten viele durch Selby. Die 950 Jahre alte Abtei mit normanischen, gotischen und viktorianischen Elementen ist der Hammer. Abt Benedikt beschloss vor 950 Jahren, dort eine Abtei zu bauen, wo ihm drei Schwäne begegnen. In Selby flatterten ihm die drei Gefiederten zu. Daher besteht das Selby-Wappen aus drei Schwänen. Die Abtei ist sehr beliebt für Hochzeiten. Dementsprechend kamen einige von uns in den Genuss die Ankunft einer englischen Hochzeitsgesellschaft ganz im Stil von „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ zu verfolgen.

Am Samstagabend trafen sich alle zu einem gemeinsamen Abend unter dem Motto „Anything goes plus ein Hauch von Nationalfarbe“. Aber das Besondere war die Ceilidh Band mit Caller. Unter Anleitung tanzten wir den ganzen Abend verschiedene Formationstänze mit zahlreichen individuellen, ungeplanten Sondereinlagen. In den Pausen stärkten wir uns mit einem leckeren Büfett. Alle hatten einen Heidenspass und manche sprachlichen und tänzerischen Stolpersteine lösten sich in einem herzhaften Lachen auf. Berührungsängste gab es sicherlich nicht. Auch der Bürgermeister von Selby wurde in das tänzerische Getümmel hineingezogen.

Schwerzen Herzens verabschiedeten sich die Filderstädter/innen von Selby. Alte Freundschaften wurden vertieft, viele neue geschlossen. Kein noch so ausgeklügeltes Touristenpaket kann eine direkte Partnerschaft ersetzen. Das ist einzigartig. Wir waren nicht nur Gäste, wir waren und wurden Freunde. Und wir freuen uns schon auf den englischen Gegenbesuch im nächsten Jahr. Vielen Dank an alle Organisatoren und an alle unseren liebgewonnenen englischen Gastgeber.
Wir wissen diese Partnerschaft sehr zu schätzen. Und dem Brexit zum Trotz machen wir daraus ein „Filby“.

Hedy Barth-Rößler, Stv. Vorsitzende Stadtverband Freie Wähler Filderstadt e.V.

 


1. September 2019

Besuch der Gartenschau in Remshalden mit Führung von Bürgermeister Reinhard Molt

Besuch der Gartenschau Remshalden mit Bürgermeister Reinhardt Molt

Trotz hochsommerlicher Temperaturen machte sich am Samstagnachmittag eine muntere Schar von 25 Personen auf Einladung des Stadtverbandes der Freien Wähler Filderstadt e.V. mit der S-Bahn auf den 60-minütigen Weg zur Gartenschau in Remshalden. An der S-Bahn-Haltestelle stand Bürgermeister Reinhardt Molt bereits am Bahnsteig und empfing die fröhliche Filderstadt-Truppe mit Brausetütchen, die dort hergestellt werden.
Der Anruf und die Anfrage der Freien Wähler aus Filderstadt habe ihn „saumäßíg“ gefreut. „Das hat mir gezeigt, dass die Filderstädter mich nicht vergessen haben.“ Sofort hatte er sich am Telefon zur Führung durch die Gartenschau bereit erklärt.
An jedem Brunnen, im Schatten dichter Baumkronen gab es eine kleine Durchschnaufpause mit kurzen Vorträgen des ehemaligen Filderstädter Baubürgermeisters, der letztes Jahr die Bürgermeisterwahl von Remshalden gewonnen hat. Nach einer Wanderung durch Wald und Flur, inklusive Besichtigung und Besteigung eines Wasserfalls, einem Marsch durch schöne Wohnbaugebiete mit herrlicher Aussicht landete die Truppe dann bei der Gartenschau.

 

 16 Kommunen sind an der Remstal Gartenschau beteiligt. Durch alle Gemeinden zieht sich die Idee der 16 weißen Stationen, entworfen von namhaften Architekten. In Remshalden steht im Bürgerpark, der die Gartenschau beherbergt, ein weißer Rosenpavillion, der inzwischen schon einige Hochzeiten behütet hat. Im Weltgarten stehen auf der Fläche einer Weltkarte typische Pflanzen der Kontinente. Zum Ausruhen und Verweilen laden Kunstwürfel ein, gestaltet von Mitgliedern des hiesigen Kunstvereins. Die Partnerschaftsskulptur repräsentiert die vier internationalen Partnerstädte. Auf dem Entdeckerweg, einer Kooperation der Kirchengemeinden, sieht man Tugenden und Untugenden bildlich in Holz umgesetzt wie z.B. die schiefe Bahn. Weitere Elemente der Gartenschau sind der naturnahe Wasserspielplatz mit Mehrgenerationen-Fitnessparcour, ein Schauweinberg und ein bienenfreundlicher Rosenlehrgarten.
Alle Teilnehmer/innen und die Freien Wähler Filderstadt e.V. bedanken sich herzlich bei Bürgermeister Molt für die euphorische, sachkundige und humorige Führung. Nach einer Vesperpause verabschiedete er uns um 19 Uhr wieder am Bahngleis und entschand in seinen wohlverdienten Feierabend.